Ich hielt ihr eine liebevolle versöhnliche Rede und bedankte mich für drei Vorkommnisse in meiner Kindheit die mir Werte vermittelten. Das erste war, dass sie mir oft sagte „Niemand ist hässlich“ und damit meinte auf den waren Kern der Menschen zu schauen, sie richtig kennen zu lernen. Die Aussage selbst war sicherlich als Metapher und auch wortwörtlich zu verstehen, doch sie meinte auch, dass ich hinter die Fassade schauen sollte.
Das zweite ware ihre Entscheidung mich in einer Phase der Einsamkeit mit 12 Jahren einfach für ein Pfingstwochenende der katholischen Jugend anzumelden. Ich habe die Entscheidung gehaßt und im Moment wahrscheinlich sie auch. Doch was mir widerfuhr war einzigartig. Ich wurde nach dem Wochenende in die Gruppe aufgenommen und hatte sieben super darauf folgende Jahre, die aus Feiern, Ausflügen, Diskussionen und mehr bestanden. Dafür dankte ich ihr jetzt.
Und das dritte war ihre soziale Ader, die sie mit mir teilte. Sie zeigte mir was man für andere Menschen tun kann, ob im Altersheim, bei Migrationsthemen und und und. Ich ging als Kind bei Altersheimbesuchen mit ihr mit, sagte Gedichte auf oder spielte Klarinette. Einmal erfüllten wir einem Mann einen Wunsch – er war im Jahre 1975 etwa 80 Jahre alt und schon mit 35, also ca. 1930 aufgrund einer Kinderlähmung ins Altersheim gekommen, aus heutiger Sicht unvorstellbar. Er wünschte sich sehnlichst mal asiatisch essen zu gehen. Wir holten ihn im Altersheim ab und brachten ihn samt Rollstuhl zu einem entsprechenden Restaurant. Er war voll happy.
Nachdem ich meiner Mutter diese Rede gehalten und mich für die schönsten Gaben bedankt hatte schauten wir uns an. Wir hatten beide Tränen in den Augen und sie bedankte sich bei mir: „Dass Du so schöne Sachen zu mir sagst!“
Ich habe sie nach dem Geburtstag nicht mehr gesehen, denn sie kam am 8.2 ins Krankenhaus und starb am 15.2 für uns alle überraschend an Herzversagen. Ich konnte meine Traurigkeit am Flügel in ein Lied „Mama“ umsetzen. Es war einfach da ohne Arbeit und ohne Nachdenken. Ich spielte, schrieb auf ,spielte weiter, schrieb weiter auf. Und da war es. Der Trauergottesdienst, in dem ich ihr Stück spielte und die anschließende Beisetzung fand am 15.3. statt.
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