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Nachdem das Mozart Klarinettenkonzert beim Vorspielen in Siegburg als nicht so schwer eingestuft wurde und ich dennoch positiven Bescheid bekam, durfte mein damaligen Klarinettenlehrer Gerald ruhig etwas schmunzeln. Auf jeden Fall hatte ich es geschafft und durfte nach dem Abitur am 1. Juli 1982 zum Grundwehrdienst und bereits ab 15. August in das Heeresmusikkorps 7 nach Mettmann bei Düsseldorf, das fand ich ziemlich cool.

Keine Waffe, kein Stress…

Klar war ich bei der Bundeswehr, doch in einer ziemlich abgeschwächten entspannten Position. Es gab schöne Benefizkonzerte, zB. auf dem Schloss Benrath, oder in Süd-England, wo wir eine ganze Woche verweilten, mit einer Transall hinflogen sind, und dort überall in den Konzerten herzlichst begrüßt wurden und viel Applaus bekamen. Ein besonderes Ereignis fällt mir gerade ein. Wir waren abends im Offizierskasino, eigentlich hätte uns nur das Unteroffizierskasino zugestanden, doch als Gäste der englischen Kaserne und als Musiker hatte man uns das Offizierskasino überlassen. Die Musiker des Heeresmusikkorps tranken nicht wirklich wenig und irgendwann hier es „last order“ und ich konnte meinem Blick nicht mehr trauen. Die Musiker, insbesondere das Saxophonregister hatten sich jeweils, hier heißt jeweils pro Person, ein Tablett mit Whiskey oder Cognac bestellt. Die Tabletts waren groß, so daß da ca. 20 Gläser drauf passten. Oops, war ich doch nicht wirklich komplett im Trinken unerfahren, hatte ich doch immer viel mit Musikern und Sportlern zu tun, und bei letzteren wurde sowohl nach einem Sieg, wie auch nach einer Niederlage am selbigen Abend zum Bier gegriffen, doch diese Menge hätte mich wohl ungehauen. Nicht so das Saxophonregister, die einfach einen nach dem anderen wegmachten und sich gar lustig unterhielten. Schien für sie wohl normal zu sein, und ja, ich mußte in den folgenden Monaten feststellen, es war für sie total normal – ich denke sie waren zum Teil schon Alkoholiker.

Während dieser Benefiz-Tour bestand unser Programm aus klassischer militärischer Blasmusik, also Märschen, und auch Klassik, wie z.B. „L’Arlesienne Suite“ von Georges Bizet, sowie modernen Sachen, z.B. “Music was my first love“ von John Miles und ähnlich. Natürlich gab es auch Vereidigungen, und da auch schon mal nicht so schön wenn bei diesen Vereidigungen in den 80ern für Frieden demonstriert wurde, und wenn Du da auf der anderen Seite stehst – ein ziemlich komisches, nein, eher ungutes Gefühl, hatte ich doch in meinem Bücherregal auch das Buch vom Frieden stehen. Und dann noch eine weitere Steigerung, wenn durchsichtige Plastikbeutel mit rotem Wasser fliegen – den Anschein von Blutbeuteln erweckend wollen – das hätte ich nicht gebraucht, bin doch für Frieden, doch dann wieder zu pragmatisch und wollte in das Musikkorps, wollte Musik machen, und dazu stehe ich auch heute noch.

Recht schnell kam ich durch mein Orgel-, es hieß jetzt Keyboard-Spielen in eine Tanzband, die sowohl dienstliche wie auch private Muggen machte und ich somit gut Geld verdiente. Das ganze begann etwas holprig, da ich bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich, nein, ausschließlich nach Noten gespielt hatte, was natürlich auch in der Band hervorragend funktionierte. Plötzlich hieß es „Kufstein-Lied in F“ und obwohl es hier nur zwei, maximal drei verschiedene Harmonien sind, brachte mich dies aus dem Konzept. Glücklicherweise sahen die Bandmitglieder, allen voran mein Mentor Peter am Tenorsaxophon und der Gitarre, darüber hinweg. Mich wurmte es so dermaßen, dass ich – zu Hause angekommen, sofort Lieder auswendig zu spielen versuchte und siehe da, nach ein, zwei Stunden war dies garnicht so schwierig, ich mußte es nur einfach mal machen. Somit waren die nächsten Auftritte mit den Jungs noch besser. Übrigens ist die Bezeichnung Band nur so teilweise korrekt, da wir immer wieder aufs Neue zusammengewürfelt wurden, was einerseits spannend war und für Abwechslung sorgte, andererseits wir nie ein paar aktuelle Songs so richtig gut einstudieren konnten. Dazu gründeten wir dann doch eine 7-8 köpfige Band, die sich damals Isle of Music nannte. Da wir notenfest waren boten wir auch Künstlerbegleitung an, d.h. wir spielen einen Abend als Coverband und machten Tanzmusik, zusätzlich begleiteten wir einen bekannten Künstler, der seine Noten mitbrachte und z.B: eine halbe Stunde seine Titel sang. Auch dies war spannend, da ich Leute wie Roy Black, Tony Marshall, Jürgen Marcus, Iren Sheer, Jürgen Scheller, Isabel Varell und viele andere begleiten durfte.

Das erste Mal für Geld spielte ich übrigens auf der Silberhochzeit des Bruders meiner Oma, Onkel Flori und Tante Anneliese, er ein Schalke Fan durch und durch, der dies an mich vererbte, ich bekam für die musikalische Gestaltung des Abends übrigens 120,— DM, in Worten einhundertzwanzig – WOW!!! Das war recht ordentlich. Ich spielte alleine, sogar ohne Drumcomputer und man sang, tanzte und war zufrieden, ich war gerade 15.

Ich führte diese Art des Geldverdienens weiter und mein Paps brachte und holte mich zu und von den verschiedenen Veranstaltungen, bei denen ich engagiert wurde. Es waren Geburtstage, Silberhochzeiten, Hochzeiten, Vereinsfeste, und, und, und, … Ich hatte somit seit dem ich 15 Jahre alt war immer Geld in der Tasche, konnte mir eigentlich alles kaufen, was ich wollte. Parallel gab ich noch Unterricht, auch wenn ich selbst noch welchen bekam, hatte maximal 11 Schüler, einen nach dem anderen an einem Nachmittag und Abend in der Woche, immer montags und da erreichte ich schon im Monat mal 500 bis 1000,— Mark, was nun für einen 15, 16 jährigen nicht wirklich schlecht klingt. Mein erstes Auto bezahlte ich in bar, mit 18. War ich nicht mal besonders stolz, da es einfach so war wie es war.